Programm

Unsere Vorlesungen finden immer mittwochs von 17:45 – 19:15 im Hörsaal XXIV (Wiso-Schlauch) der Universität zu Köln statt. Nach einer Stunde Vortrag könnt ihr 30 Minuten lang all Eure Fragen stellen.

Sitzung 1: 11.04.2018 –  Vorzüge des Freihandels und warum Freihandelsverlierer*innen entschädigt werden müssen – Prof. Jens Südekum (Professor für internationale Volkswirtschaftslehre  am Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

Wenn Natioten ihre Grenzen für den Warenverkehr öffnen, dann vergrößert das den weltweiten Wohlstand. Das ist unter Ökonom*innen kaum umstritten. Doch heißt das auch, dass jede*r einzelne vom Freihandel profitiert?

Nein, sagt Jens Südekum. Er ist Professor für internationale Volkswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Ein Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf den Auswirkungen der Globalisierung auf den deutschen Arbeitsmarkt. Freihandel schaffe zwar einen Wohlfahrtsgewinn für die Gesellschaft – bringe dabei aber Gewinner*innen und Verlierer*innen hervor.

 

Sitzung 2: 18.04.2018 – Free Trade – Fair Trade? Anmerkungen zu internationalen Handelspolitiken und -praktiken seit dem 19. Jahrhundert – Prof. Peter Fäßler (Professor für Neueste Geschichte mit Schwerpunkt Zeitgeschichte  an der Universität Paderborn)

Die Grundüberzeugung liberaler Freihändler seit Adam Smith und David Ricardo: Auf lange Sicht profitieren unterm Strich alle Gesellschaften von Freihandel.  Und wer sich dieser Einsicht verweigert, gilt wahlweise als einfältig, destruktiv oder unfair.

Dass Anspruch und Wirklichkeit aber oft um Welten auseinanderklaffen, zeigt Peter Fäßler, Professor für Neueste Geschichte mit Schwerpunkt Zeitgeschichte an der Universität Paderborn. Der Experte für Handelsgeschichte will mit uns diskutieren, in welchen historischen Kontexten internationale Handelspolitiken und -praktiken dem Leitbild des „Freihandels“ entsprachen bzw. von ihm abwichen.

 

Sitzung 3: 25.04.2018 – Die Volksrepublik China  – neuer Champion des Freihandels? – Prof. Jörn-Carsten Gottwald (Professor für Politik Ostasiens  an der Ruhruniversität Bochum)

Viele Beobachter sehen die Weltwirtschaft am Anfang eines Handelskrieges zwischen den USA, der Europäischen Union und der Volksrepublik China. Seit einigen Jahren präsentiert sich die Staats-und Parteiführung der Volksrepublik als Befürworter einer fairen, inklusiven und demokratischen globalen Wirtschaftsordnung. Doch wie offen und fair ist Chinas eigene Wirtschaftsordnung? Wie unabhängig und marktwirtschaftlich orientiert handeln seine großen Unternehmen? Entwickelt sich die Volksrepublik 40 Jahre nach Beginn der Politik der Reform und Öffnung tatsächlich zu einem Champion des Freihandels?

 

Sitzung 4: 09.05.2018 – Welche Rolle spielt Macht im internationalen Handelssystem? – Dr. Evita Schmieg (Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe EU/Europa der Stiftung Wissenschaft und Politik)

Der Welthandel folgt Regeln, die in der Welthandelsorganisation (WTO) kodifiziert sind. Daneben existiert eine Vielzahl bilateraler und regionaler Freihandelsabkommen, die ebenfalls auf Verträgen basieren. Sind diese Regeln ein Schutz vor der Macht des Stärkeren? Oder sind schon die Regeln das Ergebnis von Macht und nützen nur stärkeren Ländern? Welchen Einfluss hat ein Einzelner an wichtiger Stelle (eine Frage, die sich nicht erst, aber verstärkt stellt seit Donald Trump Präsident ist)? Und wie müsste eigentlich ein Welthandelssystem aussehen, das den internationalen Nachhaltigkeitszielen gerecht wird?

 

Sitzung 5: 16.05.2018 – Streitgespräch: Schiedsgerichte Jun.-Prof. Julian Scheu (International  Investment Law Centre Cologne, IILCC) und Dr. Rhea Hoffmann (Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Markus Krajewski, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

Die Diskussion um TTIP wurde oft emotional, sobald das Wort “Schiedsgerichte” fiel. Die Entscheidungsgremien tagen unabhängig von staatlichen Gerichten. Stimmten wir TTIP zu, würden wir unsere Gerichtsbarkeit aushöhlen, hieß es oft.

TTIP ist in dieser Form nun vom Tisch. Schiedsgerichte gab es aber auch vor der Diskussion schon, und sie existieren weiterhin. Ist die Gerichtsbarkeit also schon ausgehöhlt? Oder sind die Schiedsgerichte ein wichtiger Mechanismus im internationalen Handelsgefüge?

Diese Fragen wollen wir mit Jun.-Prof. Julian Scheu und Dr. Rhea Hoffmann in einem Streitgespräch ausdiskutieren. Scheu betont, wie Schiedsgerichte warum Schiedsgerichte entstanden sind. Früher kam es bei Investitionsstreitigkeiten nämlich teils sogar zu militärischen Auseinandersetzungen. Wollen wir dahin zurück? “Aufgrund der aktuellen Defizite müsste man die klassische Staats-Investor-Schiedsgerichtbarkeit abschaffen”, sagt Hoffmann.

Moderiert wird das Streitgespräch von Lara Marie Müller (Studentin der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft).

 

+++ FÄLLT AUS +++ Sitzung 6: 30.05.2018 – Zur Kritik der bürgerlichen Außenhandelstheorie: Die Internationalisierung des Kapitals aus marxistischer Sicht – Dr. Thomas Sablowski (wissenschaftlicher Referent für politische Ökonomie der Globalisierung des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung) +++ FÄLLT AUS +++

 

Sitzung 7: 06.06.2018 – Offene Märkte und fairer Handel: Chance oder Risiko für Entwicklungsländer? – Prof. Ulrike Grote (Direktorin des Instituts für Umweltökonomik und Welthandel der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover)

Gerade auf Entwicklungsländer können internationale Handelspolitiken einen großen Einfluss haben. Sie ermöglichen die internationale Arbeitsteilung und sind Teil globaler Wertschöpfungsketten. Umweltökonomische und soziale Zertifizierung soll dabei sicherstellen, dass die Menschen in diesen Ländern vom Handel profitieren. Aber ist das so? Wie wirkt Handel auf die Agrarwirtschaft, von der nach wie vor etliche Menschen leben? Sind offene Märkte eine Chance oder Risiko für Entwicklungsländer?

 

Sitzung 8: 13.06.2018 – Umweltschutz in Freihandelsabkommen – Dr. Axel Berger (Leiter der G20 Policy Research Group am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik)

Ein vorrangiges Ziel von Freihandelsabkommen ist es, Wachstum zu bringen. In der Regel bedeutet mehr Wachstum eine höhere Güterproduktion und damit auch mehr Ausstoß von Treibhausgasen – oder? Denn durch Handel kann man auch dort produzieren, wo es am effizientesten ist oder effiziente Technologien austauschen. Wie stehen diese beiden Effekte gegeneinander? Wie kann man Freihandelsabkommen für den Umweltschutz einsetzen? Welche Ländern nutzen dieses Potenzial, um klimafreundlichen Handel zu fördern?

 

Sitzung 9: 20.06.2018 – Eine neue Ära des Welthandels: die Rolle der Roboter –
Prof. Dalia Marin
(Professorin für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Ludwig-Maximilians-Universität München)

Seit 2011 wächst der Welthandel schwächer als das Weltbruttoinlandsprodukt. Dalia Marin, Professorin an der Volkswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, erforscht, warum dem so ist und verfolgt dabei zwei Hypothesen:
Hypothese 1: Der Offenheitsgrad nimmt nicht weiter zu, weil die Roboter zur Rückverlagerung der Produktion von den Billiglohnländern in die reiche IndustrieLänder führen.
Hypothese 2: Die Rückverlagerung der Industrie führt zu keinem Beschäftigungsboom in den reichen IndustrieLändern, weil die Roboter eine kapitalbasierte Technologie sind.
Welche Folgen haben diese Entwicklungen auf den Welthandel und die Beschäftigung in Industrie- und Entwicklungsländern? Werden sie die Ungleichheit zwischen den Löhnen von Hochschulabsolventen verstärken oder abschwächen? 

 

Sitzung 10: 27.06.2018 – Das Trilemma der Globalisierung – Prof. Heribert Dieter (wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Globale Fragen der Stiftung Wissenschaft und Politik) 

ACHTUNG: Beginn ist ausnahmsweise um 18:30 Uhr

Während in den Industrieländern der Widerstand gegen eine weitere Vertiefung der internationalen Arbeitsteilung wächst, ist in vielen vergleichsweise armen Ländern ein hohes Maß an Begeisterung für die Globalisierung zu beobachten. Woran liegt dies? Gegen welche Fehlentwicklungen lehnen sich Menschen in OECD-Ländern auf? Zugleich fragen sich einige Beobachter, ob es ein Spannungsverhältnis zwischen Hyperglobalisierung, Demokratie und Nationalstaaten gibt: Zieht weit reichende Globalisierung einen Verzicht auf demokratisch verfasste Gesellschaften oder den heutigen Nationstaat nach sich?

Diese Fragen stehen im Fokus des Vortrags von Prof. Heribert Dieter, Mitglied der Forschungsgruppe Globale Fragen der Stiftung für Wissenschaft und Politik. Dabei geht er insbesondere auf die Rolle der internationalen Finanzmärkte ein.

 

Sitzung 11: 04.07.2018 – Streitgespräch: Deutscher Exportüberschuss – Dr. Galina Kolev (IW Köln) und Prof. Gustav Horn (IMK) – Moderiertes Streitgespräch zum deutschen Exportüberschuss

Deutschland ist Weltmeister – nicht mehr im Fußball, aber immer noch beim Leistungsbilanzüberschuss. Der betrug im vergangenen Jahr 287 Milliarden Dollar.

Dass Deutschland so viel mehr exportiert als importiert, kritisiert nicht nur Donald Trump. Auch Professor Gustav Horn, Leiter des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, mahnt zu höheren Löhnen und mehr Investitionen, um das Ungleichgewicht abzubauen.

Aber ist Deutschland wirklich schuld an der gefährlichen Schieflage? “Die Defizitländer müssen auch handeln, um ausgeglichene Bilanzen herzustellen”, findet Dr. Galina Kolev vom Institut der deutschen Wirtschaft.

Wer hat Recht? Diesen Mittwoch werden die beiden Wissenschaftler mit uns über den Exportüberschuss diskutieren.

 

Sitzung 12: 11.07.2018 – Offshore – Legales Betrügen mit Steuern –
Gloria Reyes (Dozentin am Lehrstuhl für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln)

Gloria Reyes liefert einen kurzen Überblick über den systematischen und weitgehend legalen Versuch, kaum oder gar keine Steuern zu zahlen. Es gibt Länder, die mit günstigen Steuerkonditionen für ausländische Firmen werben, die Hintermänner von Firmen nicht preisgeben wollen und Geld von Diktatoren annehmen, ohne allzu viele Fragen zur Herkunft des Geldes zu stellen. Wo dies alles hinführt, wird anhand diverser Fälle gezeigt. Genug spannender Stoff für eine intensive Diskussion über Steuerbetrug und Steuervermeidung im Anschluss!

Sitzung 13: 18.07.2018 – Streitgespräch: Wie kann die EU-Handelspolitik zu einer nachhaltigen Entwicklung im globalen Süden beitragen? Helmut Scholz (DIE LINKE, Mitglied des Europäischen Parlaments) und Gudrun Kopp (FDP, Parlamentarische Staatssekretärin a.D.)

Nicht nur wegen TTIP gingen Bürgerinnen und Bürger auf die Straße – auch sogenannte Wirtschaftspartnerschaftsabkommen der EU vor allem mit afrikanischen Staaten sorgten für Aufsehen: EU-Subventionen zerstörten lokale Märkte, die Kommission zwinge die Länder zum Unterschreiben, waren einige der vielen Vorwürfe. Was ist dran? Braucht die EU-Handelspolitik nun eine Neuausrichtung? Wie könnte sie Arbeitsstandards effektiv durchsetzen und Menschenrechte schützen? Welchen Einfluss könnte das geplante Abkommen zwischen EU und China auf das Handelssystem haben? Und wie sollten die europäischen Institutionen am besten auf die Schwäche der WTO reagieren?

In unserer Abschlusssitzung möchten wir nach viel wissenschaftlichem Input politische Lösungen diskutieren.

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