Ob TTIP, CETA oder die protektionistischen Ambitionen von Donald Trump: der Streit über die Ordnung des globalen Handels ist in vollem Gange – nicht nur unter Ökonominnen und Ökonomen. Das ist gut so, denn für uns ist klar: Bei internationalem Handel geht es nicht nur um Effizienz und Verteilungsfragen. Er hat soziale Auswirkungen, ökologische und kulturelle.
Ob wir in einer Welt des Freihandels leben oder ob protektionistische Maßnahmen den Handel beschränken, geht uns alle an. Viele drängende Fragen unserer Zeit bleiben selbst in einem VWL-Studium undiskutiert. Die universitären Veranstaltungen beschäftigen sich im Kern mit ökonomischen Modellen und vermitteln die notwendigen mathematischen und methodischen Fähigkeiten – aktuelle Themen kommen höchstens als Fallbeispiel am Rand vor.
Deshalb planen wir für das Sommersemester 2018 eine Ringvorlesung an der Universität zu Köln. Die Veranstaltung rückt ebendiese in den Mittelpunkt – mit praktischem Fokus und gleichzeitig wissenschaftlich und theoretisch fundiert. Wir wollen dazu beitragen, dass Studierende ihr Wissen zu globalem Handel anwenden, hinterfragen und erweitern. So möchten wir Diskussionen anstoßen und zum Austausch mit anderen Disziplinen anregen.
Nutzt Freihandel der ganzen Gesellschaft oder produziert er auch viele Verlierer? Welche Vor- und Nachteile hat protektionistische Politik? Macht Handel das Klima kaputt oder kann er manchmal sogar helfen, es zu schützen? Welche Regeln braucht eine liberalisierte Wirtschaft, um Steuerwettbewerb oder Sozialdumping einzuschränken? Destabilisiert die wirtschaftliche Globalisierung Demokratien oder ist sie im Gegenteil ein Garant für Frieden? Und stimmt es, wenn Globalisierungsgegner von Kulturzerstörung durch Freihandel sprechen?
Wichtig ist uns, am Ende eine ausgewogene Mischung präsentieren zu können, die Freihandel nicht einseitig negativ oder positiv betrachtet, sondern einen differenzierten Überblick schafft.
Ablauf der Ringvorlesung
Geplant ist eine dreizehnteilige Vorlesungsreihe. Nach einer Einführung, in der die wichtigsten ökonomischen Außenhandelstheorien und die empirischen Daten dazu vorgestellt werden, folgen Sitzungen, die jeweils ein spezifisches Thema herausgreifen. Die Teilnehmenden können sich auch selbst aktiv in die Ringvorlesung einbringen: Auf 60 Minuten Vortrag folgt eine halbstündige Diskussion mit den Studierenden. Um bei kontroversen Themen auch gegenteiligen Positionen Raum zu geben, möchten wir zu zwei bis drei Terminen je zwei Personen zum Streitgespräch einladen. Auch hierbei soll das Publikum – beispielsweise durch die Fishbowl-Diskussionsmethode – einbezogen werden. Außerdem wollen wir die Vorlesung einem breiten Publikum online verfügbar machen: Durch Videoaufzeichnungen und Beiträge von Studierenden auf unserem Blog.